Ein Jahr Ukrainekrieg

Veröffentlicht am 24.02.2023 in Allgemein
 

Seit einem Jahr muss sich die Ukraine gegen einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zur Wehr setzen, werden ihre Häuser zerstört, ihre Männer erschossen, ihre Frauen vergewaltigt und ihre Kinder nach Russland verschleppt. Das ist alles so unfassbar grausam und für uns hier nahezu unvorstellbar.

Dadurch, dass ich am 1. April eine junge Ukrainerin mit ihren beiden Söhnen bei mir  aufgenommen habe, ist der Krieg bei uns zuhause natürlich dauerpräsent. Zu Silvester hatten wir Besuch von ihrem besten Freund, der ein paar Tage Fronturlaub hatte. Wir haben zusammen gefeiert, gegessen und getrunken. Wenige Tage später ist er mit seinem Mannschaftstransporter in Bakhmut auf eine Miene gefahren. Weder er noch die neun weiteren jungen Männer im Fahrzeug haben überlebt.

Die Diskussionen darüber, dass die Unterstützung der Ukraine zu einer Verlängerung des Krieges führt und das Wagenknecht-Schwarzer-Manifest, dass von rechts- wie linksextrem gefeiert wird, machen mich krank. Es gibt selten so eindeutig richtig und falsch. Natürlich sind Ukrainer keine Heilige, natürlich hat das Land noch einen weiten Weg vor sich, bis sie in Sachen Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung so weit sind, dass sie der EU beitreten können. Aber hier gibt es nur einen Täter und ein Opfer. Russland versucht die Ukraine auszulöschen. Und sollte ihnen das gelingen, dann wird das nicht zu Frieden führen, sondern ihre Großmachtsphantasien nur noch weiter beflügeln. Es wird ja schon offen damit gedroht, dass Ostdeutschland wieder in russische Einflußsphären gehört. Vom Baltikum, Moldawien und zahlreichen anderen Staaten gar nicht zu reden.

Die Ukraine kämpft gerade auch für uns. Und einen Frieden kann es nur geben, wenn Russland nicht gewinnt. Wenn es sich nicht mehr auszahlt, fremdes Territorium zu begehren. Heute habe ich gerade gelesen, dass Russland gewinnen muss, weil es sonst zerbrechen wird. Ja, ein Land, dass nur noch durch den Hass auf andere zusammengehalten wird, wird sehr wahrscheinlich zerbrechen. Wenn Russland die Ressourcen, die in diesem Krieg gerade vergeudet werden, stattdessen in seine eigene Bevölkerung, seine Infrastruktur, investieren würde, hätten sie vielleicht noch eine Chance. Ich würde es ihnen wünschen, doch dies wird wohl nur in einer Post-Putin-Ära möglich werden.

Paket mit Hilfsgütern für die Ukraine. DHL übernimmt die Versandkosten. Dabei ein Bild, das ein Flüchtlingskind gemalt hat.

Um der Ukraine zu zeigen, dass sie auch nach einem Jahr nicht vergessen sind, werde ich zum Jahrestag wieder ein paar Pakete hinschicken. DHL versendet sie nach wie vor kostenlos. „Meine“ ukrainischen Jungs sind gerade dabei, Bilder zu malen, die wir den Paketen beilegen werden für die tapferen Menschen, die gerade jetzt, in diesem Moment, irgendwo da draußen liegen und für Frieden, Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben ihr eigenes Leben riskieren. Slava Ukraini!

 

Homepage Dr. Birte Könnecke