Schulchaos endlich beenden

Veröffentlicht am 06.02.2021 in Kreisverband
 

Es wird viel über die Öffnung von Schulen diskutiert. In den Medien, in Familien und in der Politik. Homeschooling ist, besonders wenn es auf Home-Office trifft, eine echte Herausforderung. Doch das Schulchaos in Baden-Württemberg wird nicht nur für Familien immer mehr zur Zerreißprobe: Auch in den Schulen selbst ist der Unmut groß. Vor allem über mangelnde Kommunikation beklagen sich Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen. Informationen gibt es selbst für Schulleiter oft erst aus der Presse. Das erfuhr Landtagskandidatin und Kreisvorsitzende Dr. Birte Könnecke in mehreren persönlichen Gesprächen mit Schulleiter*innen und  Elternvertreter*innen aus dem Wahlkreis.

Notbetreuung stark unterschiedlich genutzt

Trotz Schulschließung befinden sich eine ganze Reihe an Kindern in den besuchten Schulen. Aktuell läuft die Notbetreuung in sehr unterschiedlichem Umfang: Während sich an einer Grundschule fast ein Drittel der Schüler*innen in Notbetreuung befinden, sind es in einer Gemeinschaftsschule nur ca. 25 Kinder der 5.-7. Klasse. In allen Schulen findet darüber hinaus digitaler Unterricht statt. “Die Erfahrung sind entgegen der Vorbehalte aus dem Bildungsministerium auch in der Grundschule bereits sehr gut. Die Kinder bedienen die Technik wie Profis”, erklärt eine Grundschulrektorin.

Homeschooling funktioniert, die Landesregierung versagt

Auf einer der besuchten Gemeinschaftsschulen wird in den Prüfungsfächern jede Woche mindestens ein Videocall durchgeführt. Es sei wichtig mit den Schüler*innen im Kontakt zu bleiben, auch “damit die Schüler*innen nicht aus dem Lernen rausrutschen”, so der Rektor. Bei allen positiven Erfahrungen werden aber auch die Defizite in der technischen Ausstattung offensichtlich. “Wenn die Eltern im Home-Office sind und dann vielleicht noch zwei oder drei Kinder im Homeschooling sind, dann werden irgendwann die Geräte knapp”. Dabei stünden Gelder von der Bundesregierung bereit, aber die Landesregierungen rufen sie nicht ab, auch weil sie im Kompetenzstreit nicht nachgeben wollen, erklärt Könnecke.
Für Lehrer*innen seien mittlerweile Masken und Endgeräte in Aussicht. Allerdings müssten sich nach den Vorgaben des Ministeriums zwei Teilzeitkräfte ein Gerät teilen. Das ginge vielleicht in einem Büro, aber nicht an Schulen.

Schulen verlieren im Wahlkampf

Man habe manchmal den Eindruck, dass der Wahlkampf den Interessen der Schulen und Schüler*innen im Weg steht. Für den Vorstoß von SPD-Spitzenkandidat Andreas Stoch zum Wechselunterricht gab es von Seiten der Rektor*innen viel Sympathie, es sei nicht nur epidemiologisch sinnvoll, vielmehr helfen die kleinen Klassen auch dabei die entstandenen Lücken durch individuelle Förderung zu schließen. Doch weil der Vorschlag aus der Opposition kam, wurde er von der Ministerin nicht weiter berücksichtigt. Der Runde Tisch von Andreas Stoch fand sowohl bei Lehrer*innen als auch bei Eltern viel Anklang. Dass sich Kretschmann nicht der Auseinandersetzung mit den betroffenen Schulen und Eltern stellen will sei bedauerlich, so ein Elternbeiratsvorsitzender.

Schulbauten werden Anforderungen nicht gerecht

Auch im Bezug auf die Schulgebäude teilen viele Rektor*innen ähnliche Probleme. Für den Ganztagesunterricht wird die benötigte Infrastruktur, wie eine Mensa oder ein Anbau dringend gefordert. Solche Bauvorhaben stehen schon zu lange still, weil es den Kommunen am Geld fehlt.

Gemeinschaftsschulen werden vernachlässigt

Eine Gemeinschaftsschule feiert dieses Jahr ihr 6-Jähriges Bestehen. Wenn Corona es zulässt soll dies gefeiert werden, auch Andreas Stoch hat sich angekündigt. Unter seiner Leitung im Kultusministerium wurden die Gemeinschaftsschulen eingeführt. “Ich mag die Gemeinschaftsschulen, weil sich auf die Stärken und nicht auf die Schwächen der Schüler*innen konzentriert wird. Die wenigsten Kinder sind in allen Fächern gleich talentiert, das „in Schubladen stecken“ des dreigliedrigen Schulsystems wird den meisten nicht gerecht”, sagte Könnecke, “Und gerade für den ländlichen Raum ist die Gemeinschaftsschule essenziell, weil wir nur so sicherstellen können, dass flächendeckend alle Abschlüsse angeboten werden.” Leider sei die Gemeinschaftsschule in den Medien und der Politik “ein unbeackertes Land”, erklärt ein Gemeinschaftsschulrektor.

Fazit: Wir sparen am falschen Ende

“Egal ob Lehrer*in oder Schüler*in, Rektor*in oder Elternvertretung, alle teilen die Sorge um die Bildung der Kinder und leisten wahnsinnig viel. Sie haben eine bessere Kommunikation des Kultusministeriums verdient und sie haben es verdient, dass der Investitionsstau endlich aufgelöst wird. Wir sparen dort am falschen Ende. Der wichtigste Rohstoff, den wir haben, sind die Köpfe unserer Kinder”, fasst Könnecke die sehr aufschlussreichen Gespräche zusammen.

Josef Längle

 

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